Das kleine Wörterbuch der StreikspracheIch will kein Standortfaktor sein!Demospruch auf einem Plakat vom 4.12. Demospruch, mit dem die von der Politik im Hochschulbereich praktizierte Verkürzung aller Entscheidungen auf ihre wirtschaftlich relevanten Aspekte sinnfällig kritisiert wird. Die Äußerung ist mit dem verneinten Modalverb wollen als offene Weigerung gekennzeichnet. Der Satz enthält die Voraussetzung, daß jemand zumindest die Absicht hat, jemanden zu einem Standortfaktor zu machen. Pragmatisch ist hier zu ergänzen, daß das Ich hier für den Einzelnen als Teil aller Studierenden steht.
Mit Standortfaktor wird allgemein auf die
ökonomischen Bedingungen für den Wirtschaftsstandort
Deutschland bezug genommen (vgl.
Standort Deutschland.)
Die besondere stilistische Wirkung des Satzes beruht v.a. auf dem Bedeutungskontrast des Merkmals 'menschliches Individuum' in Ich mit dem Merkmal 'abstrakter ökonomischer Faktor' in Standortfaktor. Diese Auffälligkeit läßt das Betroffensein des Individuums von scheinbar abstrakten ökonomischen Entscheidungen der Regierenden deutlich werden.
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