Suchmaschinen | ||
»Digitale Transformationen«
Dies ist ein kurzer Auszug aus Thomas Goldstrasz' »Search Engines: Sechs Kunstwerke und eine Suche zum Thema suchen - speichern - suchen lassen«. Der gesamte Text ist seit Dezember 2004 zu finden in:
Digitale Transformationen Als aus der Akzidenz Grotesk gesetztes, auf ausgesuchtes Papier gedrucktes und vielfach bebildertes, Faden gebundenes Buch von 372 Seiten Umfang - 32 cm hoch, 30 cm breit, fast vier kg schwer - bestellen unter: whoiswho.de > 10 jahre whois >> bestellen Digital transformiert und Medienkunst gerecht vernetzt als PDF-Dateien von unterschiedlicher Größe kostenlos herunterladen unter: netzspannung.org > medienkunst forschung >> publikationen >>> digitale transformationen
Googlism |
What_is, Who_is, When_is, Where_is a Search Engine?Eine Suche nach dem Begriff "Suchmaschine"
who is that So sahen die ersten zwanzig Suchergebnisse aus, wenn man am 30. April 2004 den Begriff "who" als who_is-Anfrage bei Googlism.com eingab. Googlism.com nennt sich selbst ein unabhängiges Fun Tool. Eine freie Spaß-Anwendung, die das Suchen im Internet mit Hilfe von Suchmaschinen - das gerne nach der populären Suchmaschine Google so genannte Googeln - augenzwinkernd zu einem neuen Ismus macht. Beim ersten Blick auf die Site wird deutlich, mit welchem lange bekannten Ismus der Googlismus in Zusammenhang gebracht wird. Die Fragen, die man sich dort anhand einer automatisch ausgewerteten Google-Anfrage beantworten lassen kann, sind die klassischen vier W-Fragen des Journalismus: Who_is, What_is, Where_is und When_is. Wer? Was? Wo? Und Wann? Die Wortschöpfung "Googlismus", entstanden im September 2002, scheint ein Treffer gewesen zu sein, wie das obige Suchergebnis selbst schon zeigen kann. Eine der berufsmäßigen Lieblingsfragen aller Journalisten, "Who is who ...?", erreichte drei Platzierungen unter den ersten zwanzig und hängte damit alle anderen Fragen ab. "Welcome to Googlism.com, what are your Googlisms? NEWS!" Natürlich kannten unsere etablierten Zeitungen den Googlismus schon vor seinem Namen und begrüßten ihn als willkommene Erweiterung ihres eigenen Ismus. Bereits im Januar 2002 veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.) eine Liste mit dem Titel "Die 100 wichtigsten deutschsprachigen Intellektuellen", die sie ausschließlich über eine Suchmaschinen-Recherche ermittelt hatte. Ihre Meinung, dass Suchmaschinen das richtige Mittel sind, um ein gültiges who is who für die deutschsprachige Welt der Dichter und Denker zu liefern, begründete die F.A.S. mit den Worten: Wer als Kopfarbeiter nicht im Netz zitiert wird, der existiert auch nicht. Die sogenannten öffentlichen Intellektuellen mit den meisten Nennungen sind deshalb zwar nicht so wichtig, wie sie selber glauben - aber wichtiger, als ihre Kritiker glauben, die selber Intellektuelle sind. Statt weiter zu glauben, wollten wir wissen, wer wirklich wichtig ist, und wer etwas wissen will, geht ins Netz und läßt die Suchmaschinen rechnen. Unser "Ranking" der 100 wichtigsten deutschsprachigen Intellektuellen stützt sich auf die beiden Internet-Suchmaschinen "Google" und "Alltheweb", aus deren Ergebnissen wir den Mittelwert gebildet haben (Stand: 26. Januar). [...] Wer die Liste für subjektiv hält, der mag schon recht haben; er hat bloß noch immer nicht verstanden, daß das nicht das Gleiche ist wie beliebig. [F.A.S. vom 27.01.2002] Googeln also ist absolut modern. Nicht nur mit Google. Dieses neue Verb hat sich im Sprachgebrauch sehr schnell von seinem Wortlieferanten abgekoppelt. Man googelt seither genauso auch mit Alltheweb, mit Yahoo!, mit jeder beliebigen Suchmaschine im Internet, und es sollen auch schon Verwendungen des Wortes "googeln" vorkommen, die nicht auf das Internet und nicht auf Suchmaschinen im strengen Sinne bezogen sind. Wir gehen ins Netz und lassen die Suchmaschinen rechnen, wenn wir etwas wissen wollen; - so beschreibt die F.A.S., vermutlich gleichfalls, leiser, Augen zwinkernd, den aktuellen Zeitgeist, mit dem sie selbstverständlich immer auf Augenhöhe ist, denn schließlich ist es eine alte Aufgabe des Zeitungsjournalismus, ihn aufzuspüren und in Text und Bild sichtbar werden zu lassen. Dieses journalistische Selbstverständnis, Zeitgeist abzubilden, haben die Suchmaschinen - zumindest einige Suchmaschinen - prompt für sich übernommen. Zwar erzeugen sie die Antworten auf die ihnen eingegebenen Fragen nicht bewusst und selbstständig, sondern helfen genau genommen bloß bei der Internetsuche danach. Aber der nützliche Nebeneffekt, dass alles, was in einen Computer eingegeben werden kann, auch sofort gespeichert, berechnet und übertragen werden kann, ermöglicht erstmals eine repräsentative, vollautomatische Echtzeit-Zeitgeistanalyse aus dem reichhaltigen Datenfundus unserer selbstverständlich gut gespeicherten Internet-Suchanfragen. Worin spiegelt sich der scheue Zeitgeist deutlicher wider, als in den Fragen, nach deren Antworten wir zur Zeit suchen? What_is a Search Engine? a search engine is like a hardware store ... |