Das kleine Wörterbuch der Streiksprache

[Streik - Sprache]       [Liste]       [Wörterbuch]


Sparzwang

<der; -[e]s, -e>

Determinativkompositum aus dem Verb sparen und dem Substantiv Zwang.

1)

Es handelt sich hierbei ursprüglich nicht um einen Begriff der Studierenden, sondern um einen aus der Politikersprache, der die Notwendigkeit für das politische Handeln (sparen, sparen, sparen!) verdeutlichen soll.(In Anlehnung an Sachzwang.)
Das Wort Sparzwang wird in Politikerreden dazu verwendet, die Verantwortung zu minimieren: [Im Sinne von:] "Wir wissen auch, daß das unangenehm ist, es muß aber sein. Wir können nicht anders, und deshalb können wir nichts dafür."

Von den Studierenden wurde das Benutzen des Wortes Sparzwang als ungerechtfertigtes rhetorisches Mittel stigmatisiert:
Formulierungen wie sogenannter "Sparzwang", scheinbarer "Sparzwang" , vermeintlicher "Sparzwang" etc. wurden häufig in Flugblättern und Streikzeitungen benutzt, um die Legitimation der Sparpolitik zu bezweifeln.
(Vgl. auch den Streikslogan Geld ist genug da, es muß nur gerecht verteilt werden.)

Belegt z. B. in Ein kleines Dankeschön der Reichen (Flugzettel, der wie ein Hundertmarkschein aussah; 10. 1. 1998):
"Ihr weitet die Standortdebatte aus und macht uns große Freude damit. Wir sind außerdem froh darüber, daß ihr so fest an die Spar- und Sachzwänge glaubt. So macht Ihr Euch selber Gedanken darüber, wo gespart werden kann, damit wir unser Geld behalten können."

2)

In Analogie zu Waschzwang ein psycho-pathologisches Symptom, unter dem die PolitikerInnen leiden, und das unbedingt therapiert werden muß.


[Streik - Sprache]       [Liste]       [Wörterbuch]


© 1998