Das kleine Wörterbuch der Streiksprache
Kohlalition<die, -, -en> Wortmischung aus dem Substantiv Koalition und dem Namen des damaligen Bundeskanzlers Kohl. Die Originalität der Bildung basiert auf der lautlichen Ähnlichkeit von Ausgangswort Koalition und seiner Variation durch Hinzufügung des Lautes [l]. Die Form der Regierungsbildung durch mehrere Parteien in einer Koalition wird dadurch in besonderer Weise mit bezug auf die Person Helmut Kohls charakterisiert, daß dessen Name als wesentlicher Bestandteil des Ausgangswortes erkennbar ist. Die damit realisierte neue Bedeutung kann umschrieben werden als Koalition, deren Politik allein durch die Person des Bundeskanzlers bestimmt wird. Neben dem Effekt der Bedeutungsverdichtung in einem Wort bewirkt diese Wortmischung eine satirische Distanzierung gegenüber der Regierung: "Da dachte die Bonner Kohlalition noch, daß streikend Studi, von Weihnachtseinkäufen oder Reisen ins außereuropäische (Nicht EU - ) Ausland oder sonstwohin abgelenkt, nichts davon mitkriegt, was ihm zum Fest der Liebe und anderer Nettigkeiten blüht: Studiengebühren fett, BAFöG schmal und das Entsetzen groß." ( Flugblatt der streikenden Medis von Charité und Virchow - Medizinische Fakultäten der HUB -)
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