Das kleine Wörterbuch der Streiksprache
Das bißchen Sympathie macht den Kohl auch nicht fett!Wortspielerische Verwendung der sprichwörtlichen Redensart mit der ursprünglichen Bedeutung,daß eine unerhebliche Ursache nur zu unbedeutenden und damit nutzlosen Effekten führt (etwas lohnt nicht, ist unerheblich). Im studentischen Streikdiskurs wird mit diesem Spruch die Reaktion der Studierenden auf die ihnen von den Politikern entgegengebrachte Sympathie und das geäußerte Verständnis für die Streikaktionen ausgedrückt. Eine schlüssige Interpretation der gemeinten Aussage ist allerdings problematisch. Vermutlich hat eher die Möglichkeit der witzigen, weil doppeldeutigen Verwendung des Namens Kohl zu diesem Spruch geführt. Sie eröffnet zwei aktuelle Verstehensvarianten der Redensart: a) Eine unmittelbar auf die Person Kohls und seine Leibesfülle anspielende Lesart (Der ist schon fett genug). Dabei wird das ursprüngliche Bild vom Kochen des Kohls teilweise wieder auf seine wörtlich gemeinte Aussage, daß der Kohl fett werde, zurückgeführt. Bei diesem Verständnis ist jedoch die Interpretation im Zusammenhang mit Sympathie kaum möglich. b) Die zweite Lesart wäre die wahrscheinlichere, bei der wohl gemeint ist, daß die Sympathie für die Studierenden dem Kohl auch nichts nützen würde. Er würde dadurch in der Gunst der Studierenden nicht gewinnen. Für die Wirksamkeit des Spruchs spielt aber auch die erste Lesart in der Funktion des "Sich-lustig- Machens" über Kohl eine wichtige Rolle.
© 1998 |