Das kleine Wörterbuch der Streiksprache
kaputtsparen<transitives Verb> Zusammensetzung aus dem Adjektiv kaputt und dem Verb sparen in der Bedeutung: an etwas so sehr / so lange sparen, bis es kaputt, nicht mehr funktionsfähig oder brauchbar ist. Mit dieser Einmalbildung werden die Folgen der Sparpolitik als wesentliche Eigenschaft dieser Art von Sparen näher spezifiziert. Die Relation der Folge zwischen dem Sparen und dem Zerstören kann auch weitergehend als finale Beziehung interpretiert werden, was dann die Unterstellung einer Absicht des Zerstörens durch Sparen nahelegt. Belegt im VOLKSBEGEHREN - Flugblatt: "unverantwortlich gegenüber der jungen Generation: Schulen und Hochschulen werden kaputtgespart. Die Klassenstärken werden heraufgesetzt, weil junge Lehrer / innen statt in die Schulen in die Arbeitslosigkeit geschickt werden. Berlin kann nicht einmal mehr seinen eigenen Abiturient(innen)en einen Studienplatz bieten." Eine analoge Bildung ist kaputtkürzen, das zusätzlich durch die enthaltene Alliteration (Konsonantenwiederholung am Beginn beider Wortbestandteile) auffällt. Dieses Bildungsmuster für Verben ist in der politischen Sprache keineswegs neu. Es kann sowohl positiv bewertend oder gar als Euphemismus (z.B. gesundschrumpfen) als auch - wie hier - stigmatisierend verwendet werden: "Unser Witz, unser Lachen sollte auf Kosten derer gehen, die uns kaputtkürzen und wegdefinieren wollen." (Streikposten, 12.12.1997)
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