Das Kleine Wörterbuch der Streiksprache

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Bildungsklau

<der, -s, ohne Plural>

Determinativkompositum aus den Substantiven Bildung, Klau (nicht lexikalisiertes Nomen zum Verb klauen, ugs. für stehlen) und dem Fugenmorphem s.

Strategie einer Bildungspolitik, die den allgemeinen Zugang zur Bildung und deren Vielfalt einzuschränken sucht.

Belegt z.B. in einer "KONTEXT"-Überschrift:
Gegen Bildungsklau und Sozialabbau!

Die Metapher des Klaus von Bildung assoziiert Bildung als ein materielles Gut (vgl. Bildungshunger), das auf unrechtmäßige Art und Weise entwendet werden kann. Der vom Besitzwechselverb klauen abgeleitete Bildungsklau hat drei Mitspieler: Die Beute (Bildung) wird dem Opfer (Gesellschaft, Büger, Schüler, Studenten &innen) vom Täter (Politiker &innen) weggenommen.

Mit Bildungsklau werden demnach die politisch Veranwortlichen als kriminell stigmatisiert, die Studenten hingegen als Bestohlene in die Rolle des Opfers gehoben.

Bildungsklau ist eine pejorative (und deshalb besonders gut für Streikplakate geeignete) Variante von Bildungsabbau (kommt bald).

Der Slogan Gegen Bildungsklau und Sozialabbau hat übrigens schon eine kleine sprachgeschichtliche Karriere hinter sich: Der DGB hat ihn in seiner Kampagne zur Bundestagswahl'98 im Slogan Deine Stimme gegen den Sozialklau zum Begriff Sozialklau verdichtet.

Ist der Streik vielleicht folgenlos am Bewußtsein vorbeigezogen, so hat er sich doch schon - kraft der Sprache - in das Unbewußte eingeschlichen.


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© 1998